Toastmasters Weihnachtsfeier

Ein munteres Zusammenkommen der Wiesbadner Toastmasters, wo von Analphabeten, über Borstenwürmer bis zum Finanzamt alles dabei war!

Autor: Alexandra Werther

Wie üblich eröffnete Ivo den Abend, begrüßte alle anwesenden Toastmaster und Gäste und begann sogleich mit einem Rückblick. Vor drei Jahren war die Weihnachtsfeier ausgefallen, dann kam Corona, sodass diese im darauffolgenden Jahr nur virtuell gefeiert werden konnte. Und obwohl die Restriktionen im letzten Jahr gelockert wurden, so entschied der Club Wiesbaden zwei Weihnachtsfeiern zu veranstalten. Eine Vor-Ort und eine virtuell. Somit ist heute, der 21.12.2022 die erste Weihnachtsfeier seit drei Jahren, die komplett Vor-Ort gefeiert wird.

Mit warmen Worten bedankt er sich zudem bei Maria und den Vorstandsmitgliedern für ihre tatkräftige Unterstützung. Zugleich vergisst er nicht zu erwähnen, wie wichtig auch die anderen Mitglieder von Toastmaster sind, durch ihr engagiertes Mitarbeiten, allzeit bereit eine Rolle zu übernehmen.

Mit einer kurzen Verbeugung übergibt Ivo eloquent der Toastmasterin Maria die Moderation, welche sogleich aufsteht. Sie stellt dem Publikum Fragen über die Bedeutung von Weihnachten. Leidenschaftlich zählt sie Nächstenliebe, Innehalten, Besinnlichkeit und vieles mehr auf. Dann beschreibt sie die Rolle eines Toastmasters wie ein Paket, welches präsentiert wird. Danach gibt sie einen kurzen Überblick über das Programm des Abends und erklärt kurz den anwesenden Gästen die verschiedenen Rollen eines Toastmasters.

Das Motto des Abends ist ‚Engel auf Erden‘, das passend zu der Weihnachtszeit von Maria ausgesucht wurde. Und aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Welt – Corona, Krieg, Krisen – ruft sie auf trotz dessen optimistisch zu bleiben. ‚Optimismus‘ ist aus diesen Grund das Wort des Tages. Mit den abschließenden Worten sich auf den eigenen Fähigkeiten zu besinnen und Zuversicht zu haben, geht sie bereits in den nächsten Teil des Abends über. Die Weihnachtsgeschichte.

Der Rucksack

Ein Wanderer, der gebeugt von seinem schweren Rucksack seines Weges geht, trifft einen kleinen, munteren Mann. Es stellt sich heraus, dass sie beide denselben Pfad verfolgen, und so entscheiden sie sich, den Weg gemeinsam zu gehen. Neugierig erkundigt sich der kleine Mann, was so Schweres im Rucksack des Wanderers ist. Welcher wortlos dessen Aufforderung nachkam und sein Gepäck abnahm und den Inhalt auspackte. Der kleine Mann war enttäuscht, statt einer guten Flasche Rum und einen großen Stück Fleisch war stattdessen nur ein Butterbrot und eine Flasche Wasser in diesem. Dann wurde er stutzig. Wie konnte der Rucksack so schwer sein, wenn nur Brot und Wasser in diesem war? Mit bedrücktem Gesicht erzählte der Wanderer von den Verletzungen, die er mit sich trägt, wie er unfähig ist, diese zu vergessen. Der Tag endete, und rechtzeitig erreichten sie eine Gaststube, wo sie speisten und dann in ihre Zimmer verschwanden. Der kleine Mann schlief schnell, der Wanderer dagegen grübelte noch lange. Am nächsten Tag machte der kleine Mann dem Wanderer ein Angebot. Er könnte die Lasten des Wanderers übernehmen. Doch der Wanderer schüttelte seinen Kopf. Es waren seine schmerzhaften Erinnerungen, sie gehörten zu ihm. Nun lachte der kleine Mann und erklärte, dass er nicht vorhatte ihm diese wegzunehmen, er wollte sie ihm abnehmen. Und so begab es sich, dass der Wanderer ein großes, schweres Bündel aus seinem Rucksack holte und dem kleinen Mann reichte, welcher es – zu seiner eigenen Überraschung – mit Leichtigkeit hochhob und in seinem Gepäcke verschwinden ließ. Dies wiederholten sie tagein, tagaus und mit jedem vergehenden Tag wurde die Last des Wanderers ein kleines bisschen leichter. Zugleich beobachtete er verwundert, dass der kleine Mann nach wie vor munteren Schrittes seines Weges ging. Die schweren Bündel, die er an sich genommen hatte, schienen sich alle in Luft aufgelöst zu haben. Mehr aus einem spontanen Reflex heraus bittet der Wanderer nun den kleinen Mann auch ihm ein Päckchen zu geben. Damit auch er ihm etwas abnehmen kann. Mit einem leisen Lächeln wühlt dieser in seinen Rucksack und holt ein wunderschön, kunstvoll eingepacktes Bündel hervor. Aufmunternd fordert er den Wanderer auf, es zu öffnen. Wärme erfüllt den Wanderer mit einem Mal, als er seinem Wunsch nachkommt. Wertvolle Freundschaften, trostvolle Gesten, einfühlsame Worte erfüllen nun sein ganzes Wesen. Offenbart ihm, wie viel Schönes er bereits erlebt hat. Mit Tränen in den Augen will er sich bei dem kleinen Manne für dieses wertvolle Geschenk bedanken, bis er merkt, dass er allein ist. Der kleine Mann ist weg. Er musste ein Engel gewesen sein, denkt der Wanderer und bedankt sich bei diesem wortlos.

Die Lehre der Geschichte ist, dass es Engel auf Erden gibt – man muss sie nur finden. Wie der kleine Mann in der Geschichte verteilt nun Androniki an alle Mitglieder und Gäste ein kleines Päckchen, das jeweils einen kleinen, hölzernen Engel enthält.

In der Pause stellen sich die Gäste vor und beschreiben, wie sie zu Toastmaster gefunden haben. Danach ergreift Androniki das Zepter als Stegreifreden-Moderatorin und erklärt den Anwesenden freudenstrahlend ihr Kartenspiel, welches sie mitgebracht hatte. Freiwillig sollen Toastmaster, wie Gäste aufstehen und sich eine Karte nehmen – auf dieser steht jeweils eine Frage mit vier möglichen Antworten. Eine von diesen ist richtig.

Ivo stürzt sich sogleich auf die Chance, wird aber gebremst durch einen spontanen Anfall von Analphabetismus und bittet Androniki ihm diese vorzulesen. Scheinbar ist es ansteckend, da nun auch Androniki mit gerunzelter Stirn auf die Karte sieht und versucht, die Bedeutung der Buchstaben auszumachen. Nach einigem hin und her, schaffen sie es letztlich, und Ivo unterbricht, dass alles andere als diskrete Lachen des Publikums.

Malerisch beschreibt er erst eine Salatgurke, die sich als Borstenwurm herausstellt. Auch wenn dieses mit deren Behaarung einem Kaktus nicht unähnlich sieht, so ist es doch ein Lebewesen. Ein wahrlich außerordentliches Lebewesen – so versichert Ivo ganz fasziniert von seiner neu gewonnenen Erkenntnis. Denn der Borstenwurm verfügt über einen externen Magen – und zwar seine Borsten. Im Gegensatz zu uns Menschen, die Bauchschmerzen bekommen, wenn wir was Falsches essen, kann der Borstenwurm dieses ganz einfach abstoßen.

Mit ordentlich Geklatsche und Gelächter verabschiedet er sich von der Bühne und macht dem Jan Platz.

Scheinbar ist Andronikis Analphabetismus noch immer hochansteckend, da Jan nun auch die Karte mit zusammengekniffenen Augen anstarrt. Sekunden später stecken beide ihre Köpfe zusammen, versuchen flüsternd die Buchstaben zu deuten und das Publikum amüsierte sich blendend. Nachdem auch diese Krise überkommen war, erzählte nun Jan, woran er am Ende des Jahres denkt. Wo andere vielleicht Nächstenliebe, Besinnlichkeit oder Weihnachten gedacht haben – muss ich sie leider enttäuschen. Es geht um das Finanzamt. Der Endgegner des schaffenden Arbeiters. Wenn man Glück hat und sich schlau anstellt, kann man Geld zurückbekommen. Hat man im Gegenzug aber zu viel unverbrauchte kriminelle Energie kann es aber sehr wohl dazu kommen, dass es anders rum passieren kann. Aus welchem Grund insbesondere letztere ein Interesse daran hätten es, es ‚inoffiziell‘ zu halten. Mit den wunderschönen Worten, das Steuerberater Engel auf Erden sind verabschiedet er sich von der Bühne.

Seinen Platz hat nun Thomas eingenommen, der sogleich versucht, die Urlaubsinsel Barbados zu beschreiben, das mehr als einer sich wünschte, dort seinen Weihnachtsurlaub zu verbringen. Mit verschwörerischer Stimme eröffnete er nun, dass es die Möglichkeit gibt, Ehrenbürger von Barbados zu werden. Man muss lediglich 1.000 Twitter Posts über den Inselstaat im Atlantik machen. Selbstverständlich alle positiv. Mit besten Grüßen aus China.

Da Weihnachten bekanntlicherweise das Fest der Liebe ist, und die Liebe einen überall treffen kann, erzählte dann Brigitta von Situationen, wo die Liebe nicht unbedingt das beste Timing hatte. Und zwar begab es sich, dass ein junger Herr unglaublichen Durchfall hatte, als alles nichts half, machte er sich auf zum Arzt. Als er durch die Tür ging, traf es ihn – Amors Pfeil direkt in seine Brust – die erschöpfte, absolut übermüdete Arzthelferin erstrahlte in einen göttlichen Licht, und der Mann wusste, dass sie es war. Unglücklicherweise gefiel es seinen Darmtrakt nicht sonderlich, dass dieser seine Aufmerksamkeit von ihm abwand und entschied sich alles oder nichts. Mit einem Hechtsprung, der nicht graziler sein könnte sprang der junge Mann in Richtung Toilette.

Mutig wie er ist, meldet sich nun Janosch freiwillig und schreitet zielstrebig in Richtung Bühne. Ohne lange nachzudenken beginnt er sogleich, indem er von seinem Englischunterricht berichtet und wie er den Reden in Englisch erfolgreich umgehen konnte. Bis es durch die Einführung von Referaten zu einem abrupten Ende mit seiner Glückssträhne kam, und er sich kurzerhand entschloss eine Woche nach England zu fahren. Wo er lernte, wie wichtig es ist, eine andere Sprache zu beherrschen.

Angesteckt von Janosch Bereitwilligkeit erhebt sich nun auch Marius, welcher seine Lieblingsserie ‚Parkers Goldrausch‘ im Detail schildert. Wo aus einen einfachen Jungen, der den Weg seines Großvaters folgt der größte Goldabbauer in Alaska wird.

Die letzte Stegreifrede hält Cornelia, die ihr Bedürfnis nach Veränderung an Weihnachten beschreibt und wie wichtig es ist, an solchen Tagen etwas für weniger privilegierte Menschen zu machen. Wo sie auch gesteht, dass sie selbst seit längerem an einer Weihnachtsfeier in einem Obdachlosenheim teilnehmen möchte.

Georg präsentiert kurz und prägnant die Clubstatistiken und lädt alle herzlich ein, am Redewettbewerb 2023 teilzunehmen.

Nun folgt die zweite Hälfte der Stegreifreden moderiert durch Steffi, welche auch vom Protokoll abweicht und stattdessen den Ausdruck von Emotionen üben möchte. Gesagt, getan listen nun alle Toastmaster und Gäste fleißig alle ihnen bekannten Gefühle auf, die sie dann mithilfe ihrer Stimme, Mimik und Gestik den anderen darstellen sollen.

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst ein, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür.“

Jeder zieht eine Karte mit einer Emotion und beginnt mit seiner improvisierten Aufführung. Wütend wird auf den Boden gestampft, schüchtern hinter Pfosten versteckt und gierig werden Kekse verschlungen – der durch die Mal sächsisch, mal schweizerdeutsch sprechende Steffi perfekt abgerundet wurde.

Hier noch ein kleiner Auszug aus den Quiz des Abends:

„Ich will auf die Bühne!“ – Jenny

„Das ist ja ein Pfosten!“ – Torsten

„Das Finanzamt ist eine tolle Organisation.“ – Thomas

Mit der bitte uns auszuruhen und über die Feiertage etwas runterzufahren endet Ivo den Abend und lädt alle herzlich ein, im Sombrero Latino noch etwas trinken zu gehen. Ein Abend voller Lachen und Weinen, Witzen und Lehren – der allen Beteiligten noch lange im Gedächtnis bleiben wird.