Am Samstag, den 29.02.2020 wurde der Area Contest in Mainz ausgetragen. Viele Toastmasters der vier regionalen Clubs Rhetorik Club Mainz, Famous Toastmasters Mainz, World Weavers Club und unser Rhetorik Club Wiesbaden haben sich auf einen spannenden und unterhaltsamen Redenachmittag gefreut.
AUTOR: Holger Markgraf
Für mich war es doppelt spannend, es war mein erstes Event dieser Art und meine erste Teilnahme als Redner vor einem mir unbekannten Publikum.
Wie gewohnt war die Veranstaltung gut geplant und strukturiert.
Der Agenda konnte ich entnehmen, dass ich mich als Wettbewerbs-Teilnehmer in der Kategorie Deutscher Redewettbewerb erst am Nachmittag meiner Herausforderung stellen musste und bis dahin noch mit Genuss den anderen Rednern lauschen konnte, ohne dass mir von Beginn an das Herz in die Hose rutschte.
Eine gute Einführung ist die halbe Miete
Nach einem Briefing der Contestants und Judges war der erste wichtige Programmpunkt der Wettbewerb Table Topics. Man muss wissen, dass im internationalen Toastmaster Codex Bezeichnungen in der Regel in Englisch sind und für den unvertrauten deutschen Redner-Grünspan zunächst Verwirrung entstehen könnte. Die Bewertungsrichter heißen judges, die Teilnehmer contestants. Es gibt den Table Topic Contest und den Wettbewerb Table Contest (Stehgreifreden), den Evaluation Contest, Bewertungscontest, Deutscher Redewettbewerb und den International Speech Contest. Auch die Moderationssprache wechselt in einem internationalen Contest mit deutschen Reden zwischen Deutsch und Englisch.
Table Topics | Stegreifereden
Unsere Tabletopics/Stegreifreden-Gewinner Carina Bernd (2te von links) und Ivo Lube (3ter von links)
Zurück zum Wettbewerb Table Topics, also Stegreifreden Wettbewerb, deutsch. Hier hatte der Rhetorik Club Wiesbaden mit zwei ausgezeichneten Rednern einen Heimvorteil. Carina Bernd konterte die Wettbewerbs-Frage „Wofür brennst du?“ mit der Gegenfrage „Wofür brenne ich nicht?!“ und gewann den Fokus der Zuhörer, in dem sie ihren Fokus auf das Wichtigste legte, den Moment. Ivo Lube bestach mit seinem Plädoyer für Gerechtigkeit und einem Gedicht von Nitzsche „Ecce homo“.
In der Kategorie Table Topics gesellte sich zu unseren Wiesbadener Kandidaten Carina Bernd und Ivo Lube, Lukasz Derwich. Während Derwich einen Bestseller schrieb über den Traum als erster Pole, der ein Tennisturnier in Wimbledon gewinnt, glänzte Carina Bernd mit einer ehrlichen Hommage an die Leistungen ihrer Mutter. Ivo Lube räumte das Feld von hinten auf, sein Bestseller würde ein Appell an die Ehre sein. Doch räumte er zugleich seine Zweifel ein, dass dieses literarische Stück wohl kein Beststeller werden würde.
Auch Bewerten will gelernt sein
Im Bewertungswettbewerb wurde zunächst eine Zielrede gehalten, die dann von den Wettbewerbsteilnehmern zu bewerten war. Die Zielrede hielt die fast zweifache DTM (Distinguished Toastmaster) Regina Krömer über die ‚Insel der Hundertjährigen‘.
Die Bewertungsreden wurden von Christoph Stoppok und Sandra Faißt gehalten. Beide waren sehr engagiert, haben konstruktives Feedback gegeben und konnten Regina auch konkrete Hinweise mitgeben, wie ‚den ganzen Körper in der Dynymik einzusetzen‘, ‚eine größere Stimmliche Vielfalt zu nutzen‘ und ‚den Raum der Bühne voll einzunehmen und auch thematisch zu nutzen‘.
Auch die englischsprachige Evaluation war von hoher Qualität. Kai-Jürgen Lietz vom Toastmasters Club Bad Homburg hielt eine vortreffliche Rede über ‚True Greatness‘ und heitzte seinem Publikum mit der abschließenden Parole ein: „We are one! We are one!“. Sandra Faißt und Lukasz Derwich hielten exzellente Bewertungsreden und rundeten damit den gelungen Samstag-Vormittag ab.
Ohne Mampf kein Kampf
Ein kurzweiliges Mittagessen mit Pizza auf der Dachterrasse lud zum Netzwerken ein und die Spannung stieg, denn das Highlight des Area-Contest, der Deutsche Redewettbewerb und der International Speech Contest standen als Programmpunkt noch auf der Tagesordnung.
Ist das nicht irre
Für den Deutschen Redewettbewerb hielt Christoph Stoppok eine inspirierende Ansprache ‚Ist das nicht irre?‘ und fesselte seine Zuhörer mit einer persönlichen Anekdote über seinen Hund einem Appell für mehr Empörung auf der politischen Bühne.
Holger Markgraf verlieh der Aussage von Hamlet ‚To be or not to be’ eine neue Bedeutung und erklärte seinem Publikum wie es seinen Autopiloten auf Erfolg programmieren kann, indem es sich den eingebauten, neuronalen Servo-Mechanismus zunutze macht und negatives Feedback nutzt um auf den richtigen Erfolgskurs zu kommen.
Die gebührende Abschlussrede dieses gelungen Nachmittages hielt Martin Launert im International Speech Contest zum Thema ‚Heaven‘. Humorvoll-berührend erzählte er von einem Nachruf über sein Ableben, den er irrtümlicherweise zugeschickt bekommen hatte, als er in den Ruhestand ging.
Es war ein gelungener, kurzweiliger Nachmittag mit ausgezeichneten Rednern und witzigen aber auch berührenden Momenten. Ich gratuliere allen Gewinnern und freue mich auf die Fortsetzung des Wettbewerbs im Division Contest in Frankfurt am 18. April 2020.
And the winners are …
Aus unserem Club hat Carina Bernd in den Table Topics Englisch und Ivo Lube in den Table Topics Deutsch jeweils den ersten Platz gemacht. Christoph Stoppok konnte einen Doppelsieg mit nach Hause nehmen, er erreichte sowohl in der Bewertungsrede Deutsch, als auch im Deutschen Redewettbewerb den ersten Platz. Die Bewertungsrede Englisch hat Sandra Faißt gewonnen. In der Kategorie International Speech Contest wird Martin Launert, auf dem Weg zum großen Finale in Paris, die Area im Division Contest in Frankfurt vertreten.